Geboren bin ich am 16. 3. 1956 in Bern.
In meiner Jugendzeit treibe ich mich lieber am Fluss und in den Wäldern herum, als zu Hause ein Instrument zu üben. Es ist mein Ziel, Naturforscher zu werden und so die Welt zu entdecken. Mein Vater Rolf Fisch ist Maler und Zeichenlehrer an der Kunstgewerbeschule in Bern. Er lehrt mich, die Gestalten der Natur als Kunstwerke zu betrachten, ihnen Respekt entgegenzubringen und sie als Inspirationsquellen wahrzunehmen. Auch die meisten Eltern meiner Freunde arbeiten in kreativen Berufen als Maler, Grafiker, Möbeldesigner, Architekten, Schreiner. Und nicht zuletzt hat mich das Leben in der Siedlung Halen geprägt. Dort wachse ich mit vielen Kindern und Jugendlichen auf. Wie wir sind auch die erwachsenen Bewohner der Siedlung in Aufbruchstimmung und kommunizieren rege miteinander. Das dorfartige Projekt aus dem Jahr 1960 ist mit seiner verdichteten Bauweise revolutionär und ist bis heute internationales Vorzeigeobjekt geblieben.
Später, angeregt durch Freunde und den Besuch von Rockkonzerten, beginne ich auf eigene Faust Gitarre zu spielen und werde schnell improvisationssüchtig. Auf der Suche nach Platten von Jimmy Hendrix, Greatful Dead, Cream usw. entdecke ich 1978 den Jazz und nehme bald darauf Gitarrenunterricht an der Swiss Jazz School. Zu dieser Zeit höre ich «A Love Supreme» von John Coltrane und es wird mir sofort klar, dass ich Saxophonist werden will. Zwei grossartige Tenoristen, Andy Scherrer und der damals in Bern wohnende Sal Nistico, sind meine Lehrer. Nach dem Studium hat mich die Begegnung mit Jerry Bergonzi massgeblich beeinflusst.
1983 schliesse ich das Biologiestudium als Verhaltensforscher an der Universität Bern, 1986 das Musikstudium an der Swiss Jazz School ab. An der Kunstgewerbeschule (79-83) besuche ich Kurse mit dem Ziel, später als wissenschaftlicher Zeichner zu arbeiten. Oft habe ich ein Skizzenbuch mit mir herumgetragen und meine Erlebnisse und auch innere Bilder festgehalten. So sind Reiseskizzen auf einer sechsmonatigen Reise (1975) in den nahen Osten, Aegypten und den Sudan und auf einsamen Trekkings im Norden Lapplands entstanden, und immer wieder haben mich die unendlich vielfältigen Farben und Formen der Natur in ihren Bann gezogen.
Die Geburt meiner Kinder Maria und Lukas, 1986 und 1988, verändert mein Leben radikal. Dank ihnen lerne ich Verantwortung zu übernehmen, mich abzugrenzen und sie helfen mir erwachsen zu werden. Meine beruflichen und künstlerischen Pläne werden von nun an zu einem grossen Teil der Geldbeschaffung und der vielseitigen Aufgabe für die Familie da zu sein unterworfen.
1989 gründe ich die Band «Fisch im Trio» mit Norbert Pfammatter am Schlagzeug und Thomas Dürst am Bass (ab 2005 Bänz Oester). Dieses Trio und das 1996 entstandene Duo «Circle & Line» mit dem Schlagzeuger Christian Wolfarth bilden die beiden Plattformen meiner musikalischen Tätigkeit. Das Trio erweitere ich von Zeit zu Zeit zum Quartett, so mit dem Bassklarinetisten Hans Koch, dem Posaunisten Adrian Mears, dem Cellisten Muneer Fennell, dem Trumpeter Peter Schärli und aktuell mit dem Saxophonisten Andy Scherrer.
Mein musikalisches Konzept lehnt sich anfangs an dasjenige von Sonny Rollins „Freedom Suite“ an. Später entdecke ich frei improvisierte Musik und interessiere mich für ihre Berührungspunkte mit traditionellen Formen des Jazz und folkloristischer Musik (John Coltrane, Ornette Coleman..) In meiner Art zu üben schlagen sich auch Konzepte wie die von Antony Braxton nieder. Seit 1986 arbeite ich vor allem an einer eigenen Ausdrucksweise und Sprache auf dem Saxophon und an Kompositionen mit individueller Prägung.
Mit jedem Jahr als Musiker blicke ich weiter in die Unendlichkeit des musikalischen Kosmos. Diese Grösse und die Kürze meines Lebens fordern in mir immer drängender nach einer Positionierung als Künstler. Die Orientierung nicht zu verlieren und dabei offen zu bleiben für Neues ist eine schwierige Aufgabe.
Von seinen Schülern gefragt, wie er es vollbringt, solch vollendete Werke zu schaffen hat der Maler Rembrandt geantwortet: «Nehmt einen Pinsel und fangt an!»
Auch als Musiker bin ich Naturforscher geblieben und mache wie er dort Entdeckungen, wo ich genau hinschaue. Bin ich offen und aufmerksam genug, liegt mir Vieles griffbereit zu Füssen. Aber es ist nicht einfach, diese Aufmerksamkeit und Offenheit zu erlangen und aufrecht zu halten. Meine musikalischen Fähigkeiten schärfen meinen Blick. Die eigene Sprache und Ausdrucksweise bestimmen meine Blickrichtung, mit meinen Kompositionen gebe ich meinen musikalischen Entdeckungen eine Gestalt. Ich möchte solide gebaute Vehikel entstehen lassen, mit denen ich und meine Mitmusiker weiter in bestimmte Klangräume vorstossen können. Die Zuhörer möchte ich mitnehmen und ihnen meine Entdeckungen näher bringen.
Ich denke, gute Musiker sind sowohl Magier als auch Mystiker.
"Donat Fisch zelebriert Klänge mit beeindruckender Intensität und Erfindungsgeist" (cede.ch), "Fisch ergänzt die Saxofon-Enzyklopädie des Jazz nicht mit einer Anhäufung von Fussnoten, sondern mit eigenen Kapiteln von kolossalem Zuschnitt" (Gsteiger)
Fisch ist für viele junge Musiker nicht nur wegen seines Spiels eine Inspiration; er lebt mit einer selten gesehenen Konsequenz seine Kunst, ist ein unermüdlicher Klangforscher, ein herausragender Komponist und hat mit seinen langjährigen und zahlreich dokumentierten Projekten „Fisch im Trio“ und „Circle and Line“ eine stringente Biographie seines Schaffens vorzuweisen. Die Grösse und Wandelbarkeit seines Sounds auf beiden Saxophonen, die Kraft seiner zwischen hymnisch und elastisch-sprudelnd oszillierenden Linien, die tiefe Spiritualität seiner Improvisationen sowie die Fähigkeit dies im Kontext einer gleichberechtigeten Gruppenimprovisation zu tun, machen ihn zur unersetzlichen Stimme von Plurism.
1 Auftritt mit folgender Band:
Foto: © Franziska Scheidegger