Ich bin 1973 in Wien geboren, und hatte das grosse Glück, in einer musikalischen Familie aufzuwachsen. Wir haben als Familie fest zusammengehalten und ständig miteinander Musik gemacht. Dadurch hatte ich einen relativ natürlichen Zugang zur Musik entwickelt.
Schon meine Urgrossmutter hat (natürlich unter einem männlichen Pseudonym) Messen geschrieben und mein Vater spielt chromatische Mundharmonika und wunderbar klassisches Piano. Auch ich begann mit sechs Piano zu spielen und habe auch ernsthaft geübt. Leider habe ich es aufgegeben als ich sechzehn war, und "alles andere wichtiger" wurde. Wie man es von mir erwartet hatte, beendete ich die Schule mit Abitur und begann zu studieren.
Zu dieser Zeit bekam ich meine erste Gitarre und zwar eine klassische. Es wäre mir damals nicht im Traum eingefallen, Musiker zu werden, aber mein Interesse für Gitarrenmusik wurde immer intensiver. Meine ersten Chords habe ich aus einem Beatles-Songbook, und das erste, was ich jemals heruntergehört habe, war das Bendingriff in "Yer Blues", einer Beatles Nummer vom weissen Album. Nicht lange danach sah ich den Ry Cooder Film "Crossroads" und wurde mit dem Bluesvirus infiziert.
Mein erstes grosses Vorbild war Robert Johnson, dann faszinierte mich B.B. King. Ich habe fast jeden Ton seiner Soli vom Livealbum "Cool Countyjak" kopiert. Nach wie vor ist dies mein Lieblingsalbum von ihm. Dann folgten Eric Clapton und Buddy Guy, und das war meine erste E-Gitarre, eine Fender-Strat.
Im Sommer 1998 begann ich in den Clubs zu spielen, als Sängerin und Gitarristin. Kurz zuvor war ich schon in eine Band eingestiegen, als Sängerin, und fühlte mich irgendwie am falschen Platz. Ich fühlte mich wohler, hinten zu stehen, als Gitarrist. Statt dessen musste ich die Band fronten, denn es gab schon Gitarristen. Ich begann also mit einer anderen Band zu arbeiten. Wieder wurde ich nach vorn gestellt, diesmal "durfte" ich aber auch Gitarre spielen. Zuerst schien es ein Vorteil zu sein, dass ich weiblich war, denn jeder Veranstalter buchte uns.
Dann aber, als das Gitarrespielen immer wichtiger für mich wurde, stellte sich das "Mädchen sein" immer mehr als Last heraus. Ich wurde und werde leider immer noch anders behandelt und ich bekam immer stärker das Gefühl, dass die Tatsache, dass ich eine Frau bin, wichtiger für viele war, als die Musik, die ich machte. Ausserdem stellte es sich als schwierig heraus, einen normalen Gitarristenjob in einer bereits bestehenden Band zu bekommen. Es endete meistens so, dass ich eine Band zusammenstellte und wieder war ich Bandleader, mit aller organisatorischen Verantwortung. Die einzige Ausnahme bildete Karl Ratzer, der mir die Chance gab, ihn im Rahmen eines einmaligen Country-Jazz-Projekts zu begleiten. Ich schätze, das war die beste Musik, an der ich jemals mitgestalten durfte.
Aber zurück zum Anfang. Ich spielte sehr viele Gigs, meistens Blues-Sessions und lernte von den grossen Blues-Gitarristen, akustisch und elektrisch, von den Platten, aber auch von den Musikern, mit denen ich zusammenarbeitete. Zu dieser Zeit heiratete ich den grossartigen Bluesmusiker Peter Kern und von ihm habe ich auch sehr wichtige Dinge gelernt. Das schien die ganz grosse Liebe zu sein, aber es war nur von kurzer Dauer. Er verliess mich, mein Herz war gebrochen, und ich konnte einfach keinen Blues mehr hören.
Um meine Arbeit trotzdem fortsetzen zu können, musste ich eine ganze Menge Wodka trinken. Zu dieser Zeit entdeckte ich für mich eine "andere" Musik: Hank Williams, Melle Travis und - Jimmy Bryant: So einen Gitarristen hatte ich nie zuvor gehört - er ist nach wie vor ein Wunder für mich! Aber das für mich wichtigste Ereignis und meine eigentliche Erleuchtung fand statt, nachdem ich sechs Monate nur versucht hatte zu überleben.
Ich besuchte ein Jazz- und Bluesfestival in Wiesen, Österreich, hauptsächlich wegen B.B. und Jeff Beck. Dort spielte auch die aktuelle Band von Bill Wyman, die Rhythm-Kings; eine wunderbare Gruppe mit einer unglaublichen All-Star-Besetzung. Dort hörte ich zum ersten Mal meinen absoluten Lieblingsgitarristen, Albert Lee. Dieses Erlebnis hat mich nachhaltig verändert. Mr. Lee spielte "Mystery Train" und es gab eine gewaltige "Guitar-Battle" mit Martin Taylor. Irgendwas ist damals in meinem Kopf "eingerastet" oder so, es ist schwer zu erklären. Es war nicht nur sein Geschmack und seine Virtuosität, sondern sein Sound, seine Ausstrahlung - die komplette Performance. Damals habe ich mich irgendwie wieder "eingekriegt". Ich hörte auf zu trinken und zu jammern und begann wirklich ernsthaft an meinem Stil zu arbeiten. Mr. Lee ist nach wie vor mein grosses Vorbild und ich eiferte ihm in allem nach, vor allem was Professionalität betrifft.
1 Auftritt mit folgender Band: