wie ein frisches Sommerlüftchen...
Den Krempel auffrischen, schauen, was in altem Kram noch drinsteckt.
In der Gründungszeit des Trios vor gut drei Jahren stand der Bandname vor allem fürs Material: Man griff sich alte Standards, Filmmusiken, leicht angestaubte Popnummern und preziose Trouvaillen, nahm sie auseinander, putzte die Patina herunter, setzte sie neu zusammen, ölte die Gelenke und staunte nicht schlecht, wie gut und leicht sie plötzlich wieder laufen konnten. Als der Pianist Christian Rösli die Anfrage nach einem steady gig in der Fahrenheit Bar in Winterthur erhielt, nutzte er die Gelegenheit, mit dem Bassisten Patrick Sommer und dem Schlagzeuger Julian Sartorius, zwei Musikern aus anderen gemeinsamen Projekten, ein neues Trio zu gründen. Die re-made ready mades waren mithin auch ein probates Mittel, als neue Formation eine eigene Sprache zu finden.
Nun ist das erste Album produziert: „Diapassion“. Das Prinzip der Auffrischung hat sich längst vom Cover-Material entfernt und betrifft die Besetzung selbst. Überwiegend in Eigenkompositionen wird hier der Königsklasse Piano-Trio zu Leibe gerückt. Nicht brachial und ikonoklastisch, sondern mit grossem Respekt vor der Tradition und feinem Gespür für das Potential der Besetzung: klangliche Transparenz, ein Raum für dynamische Spannungen und intime Interaktion.
Vom verhaltenen Opener „Slow Rumpel Blues“ zum Titeltrack „Diapassion“, einem Lehrstück darüber, wie sich auch im Jazz noch veritable Ohrwürmer schreiben lassen, über ein geradezu episch auserzähltes „Lilac Wine“, eine abgebrüht dekonstruierte Version von Sam Cookes „Wonderful World“, bis hin zum ironischen Schlusswalzer „Homer in the Moonlight“. „Krempel“ ist das allenfalls noch augenzwinkernd, ein souveränes, frisches Statement jedoch in vollem Ernst.
Der Winterthurer Christian Rösli, klassisch ausgebildet und hernach in die Untiefen des Jazz getaucht, gestaltet präzise, energetisch, hoch virtuos und schreckt auch nicht davor zurück, dem Flügel gelegentlich in die Eingeweide zu greifen. Julian Sartorius studierte Jazz-Schlagzeug in Luzern und lebt heute als freischaffender Grenzgänger in Bern. Er denkt gerne auch abseits vom klassischen Trio-Schlagzeug, setzt technoiden Drum'n-Bass-Beat neben eine geschmeidige Bossa oder reduziert seinen Part auf rein akzentuierende Perkussion. Das subversive Singen stammt vom Zürcher Bassisten Patrick Sommer. Seine Linien halten untergründig die Arrangements zusammen, schrauben sich aber immer wieder auch mit sehr eigener Stimme an die Oberfläche.
©Unit Records